Meine ursprüngliche Absicht war, eine geschichtlich-treue Lebensbeschreibung
unseres Freundes zu geben. Durch meine persönliche Stellung zu dem
Verstorbenen, und durch das in meinem Besitze sich befindende Material hielt
ich mich hierzu befähigt. Aber als ich dies Material zusammen stellte, wurde
ich bald von der Unausführbarkeit meines Vorhabens überzeugt. Alles was sich
Gedrucktes oder Handschriftliches über Ludwig Devrient vorfindet, ist
größtentheils lückenhaft. Es ist meistens nach mündlichen Mittheilungen, welche
von Devrient, der dieses nicht liebte, nur sehr aphoristisch gewährt wurden,
aufgezeichnet. Manches wurde aus der Erinnerung niedergeschrieben. Theilweise
sind solche Mittheilungen geradezu unwahr, nicht sowohl aus Nachlässigkeit der
Berichtenden, sondern weil Devrient seinen Grund hatte, oder besser, zu haben
glaubte, Dies oder Jenes so und nicht anders zu erzählen.
Weil ich nun bald einsah, daß eine historisch treue Lebensbeschreibung nicht
möglich sei, beschloß ich, das Wichtigere zu retten. […]