Es beginnt, als redeten Franz Kafka und Karl Valentin durcheinander: „So
bin ich unversehens ein Landschaftsmaler geworden.“ (Modus Kafka) Nichts an
diesem ersten Satz versteht sich von selbst. Dem „so“, das eine
Entwicklung zu resümieren, einen Anschluss herzustellen scheint, geht nichts
voraus, es nimmt nichts auf, es setzt einen Anfang, der so tut, als setzte er
nur fort. Auch das „unversehens“ steht beziehungslos im Satz. Wie wird man
„unversehens“ ein Landschaftsmaler? Aufklärung, sort of, gibt es später.
Er war in einer Abtei, er hat zu malen begonnen, er hat zu malen
weitergemacht. Wie wenig dieses „Ich“ eines ist, das sich im Griff hat,
darum wird es ganz zentral gehen in „Nachkommenschaften“. Es ist das
Geschick des Geschlechts der Roderer, dem der Ich-Erzähler angehört, sich
nicht zu kennen, mitten entzwei zu reißen in ihren Leben, die sich einem Ziel
fanatisch widmen und dieses Ziel dann als unerreichbar verwerfen. Dieses
Geschick, von dem ein anderer Roderer erzählt, ist von der Art der
Prophezeihung: Man weiß nicht, ob sie eintrifft, weil sie ausgesprochen wird;
oder trotzdem (aber eines von beidem denkt man, denn das ist die Performanz
jeder Prophezeihung: Sie tut so, als geschehe, was sie verspricht, ohne ihr
Zutun, dabei setzt sie ein Zukünftiges als Geschick in die Welt, das den, dem
es widerfährt, dann – als Geschicktes – einholt.)
Stifter reflektiert hier ironisch die für ihn zentralen Themen des
Verhältnisses von Kunst und Leben und der Bestimmung des einzelnen durch
Familie und Herkommen.