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Title: Die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Poesie. / Prolegomena einer realistischen Aesthetik
Author: Wilhelm Boelsche
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Publisher: Verlag von Carl Reissner
Die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Poesie
Untertitel: Prolegomena einer realistischen Aesthetik
Autor: Wilhelm Bölsche
Herausgeber: Verlag von Carl Reissner
Veröffentlicht: 1887
eBook erstellt: 2016-04-22
Copyright: Public domain
Quelle: Project Gutenberg
Die nachfolgenden wissenschaftlichen Studien behandeln in selbstständiger
Abrundung das, was nach meiner Ueberzeugung im ersten Buche jeder neuen,
unserm modernen Streben gerecht werdenden Aesthetik seine Stelle finden
müsste. Realistisch nenne ich diese Aesthetik, weil sie unserm gegenwärtigen
Denken entsprechend nicht vom metaphysischen Standpuncte, sondern vom realen,
durch vorurtheilsfreie Forschung bezeichneten ausgehen soll. Wie ich mir die
Rolle des besonnenen Realismus in unserer Literatur denke, ist im ersten
Capitel ausführlich entwickelt; die übrigen behandeln einzelne Probleme, an
denen der Naturforscher und der Dichter gleich grossen Antheil nehmen.
Zurückweisen muss ich im Voraus alle Uebertreibungen, die man von unberufener
Seite an das Wort Realismus geknüpft hat. Der Realismus ist nicht gekommen,
die bestehende Literatur in wüster Revolution zu zerstören, sondern er
bedeutet das einfache Resultat einer langsamen Fortentwickelung, wie die
gewaltige Machtstellung der modernen Naturwissenschaften es nicht mehr und
nicht minder ist. Jene Utopien von einer Literatur der Kraft und der
Leidenschaft, die in jähem Anprall unsere Literatur der Convenienz und der
sanften Bemäntelung wegfegen soll, bedeuten mir gar nichts; was ich von dem
aufwachsenden Dichtergeschlecht fordere und hoffe, ist eine geschickte
Bethätigung besseren Wissens auf psychologischem Gebiete, besserer
Beobachtung, gesunderen Empfindens, und die Grundlage dazu ist Fühlung mit
den Naturwissenschaften. Leichte Plaudereien, wie sie der Spalte eines
Feuilletons ziemen, wird der Leser vergebens auf diesen Blättern suchen,
weder unfeines Schmähen noch kritiklose Verhimmelung rechne ich unter die
nothwendigen Requisiten der neuen Sache. Die jungen Kräfte, die jetzt so viel
Lärm machen, werden schon allein ihren Weg gehen; ich aber möchte durch eine
anständige Polemik sowohl wie durch einen anständigen Vortrag überhaupt
auch zu denen reden, die im Banne älterer Anschauungen jede Form
realistischen Fortschritts mit zweifelndem Auge betrachten.
(Vorwort)
Inhalt
- Die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Poesie.
- Vorwort.
- Erstes Capitel. Die versöhnende Tendenz des Realismus.
- Zweites Capitel. Willensfreiheit.
- Drittes Capitel. Unsterblichkeit.
- Viertes Capitel. Liebe.
- Fünftes Capitel. Das realistische Ideal.
- Sechstes Capitel. Darwin in der Poesie.
- Siebentes Capitel. Eine Schlussbetrachtung.
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