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Title: Kindheit / Autobiographische Novelle Author: Lew Nikolajewitsch Tolstoi Title-Search: Amazon.DE Buchfreund.DE ZVAB.COM Terrashop.DE Tags: Biografie Publisher: Philipp Reclam jun. Kindheit Tolstois Gattin und Herausgeberin seiner Werke, die Gräfin S. A. Tolstoi, schreibt in ihrem Vorwort zum ersten Bande der neuen Ausgabe von Tolstois Werken, die nach seinem Tode erschienen ist: »Als ich die neue Gesamtausgabe zum Druck vorbereitete, fand ich unter den auf die »Kindheit« bezüglichen Manuskripten einen Brief Tolstois an seinen Bruder Sergei, aus dem ich ein Bruchstück hier anführe: »… Du glaubst nicht, wie unangenehm es für mich war, meine Novelle (»Kindheit«) gedruckt zu lesen: so viel ist von der Zensur und Redaktion an ihr gestrichen und geändert. Ich darf mit Fug und Recht behaupten, daß alle Trivialitäten und alle Absurditäten, die Du sicher an der Arbeit bemerkt hast, nicht von mir herrühren. Um Dir zu zeigen, welch' niederträchtige Änderungen man vorgenommen hat und wie sie mich empört haben, schicke ich Dir den Brief, den ich im ersten Augenblick an den Redakteur schrieb, aber nicht abgesandt habe … 5. Dezember 1852.« Die Herausgeberin bemerkt dann, auf Grund dieses Briefes hätte sie sämtliche die »Kindheit« betreffenden Manuskripte durchgesehen und nach ihnen die Erzählung ohne jene »Trivialitäten und Absurditäten« wiederhergestellt, von denen Tolstoi in seinem Briefe schreibt. […] Die eigentliche Bedeutung von Tolstois autobiographischer Novelle »Kindheit«, der das »Knabenalter« und die »Jugend« folgten, liegt darin, daß in diesem Werk der ganze zukünftige Tolstoi mit seiner unheimlichen Beobachtungsgabe und wunderbaren Darstellungskunst bereits zu finden ist. Alle kleinen und großen Charakterzüge, die ihn später auszeichneten: unbestechliche Wahrheitsliebe und Gerechtigkeit, Aufrichtigkeit gegen sich und andere, weichherzige Empfindsamkeit, Neigung zur Frömmigkeit, Mystik und Askese, und unmittelbar daneben überreife, reiche Sinnlichkeit, Vorliebe für körperliche Übungen, für geistige und körperliche Sauberkeit – alles das ist hier wie in einem Embryo bereits enthalten. Daneben sind diese Aufzeichnungen durch eine ans Wunderbare grenzende Psychologie und Selbstbeobachtung ausgezeichnet. Wie Tolstoi das erste Erwachen der Sinnlichkeit eines zehnjährigen Knaben und die Annäherung an die Gespielin im dunklen Verschlage beschreibt; wie seine noch blind umhertappende Neigung und Liebe sich auf den Kameraden Jotinjew wirft, den zu küssen er heftiges Verlangen trägt: wie die Liebe zur blondlockigen Sonja ihn dann sehend macht und er alsbald die ganze Süßigkeit der Untreue in der Liebe auskostet – das alles weicht etwas von dem ab, was man bislang als Jugenderinnerungen Tolstois las. Dafür ist es so kindlich, groß und frei, und durch und durch aufrichtig und wahr und dient vielleicht dazu, die Schwärmergestalt und das Asketengerippe der letzten Zeit nachträglich mit Fleisch und Blut zu umkleiden. In dieser Hinsicht ist der Wert, zunächst der »Kindheit«, nicht hoch genug anzuschlagen. (aus der Einleitung von Dr. Adolf Heß) Inhalt
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