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Title: Der Spaziergang Author: Robert Walser Title-Search: Amazon.DE Buchfreund.DE ZVAB.COM Terrashop.DE Tags: Verschiedenes Der Spaziergang Der Dichter, der auf seinem Spaziergang der Enge seines Zimmers entflieht, ist natürlich Walser selbst (es ist bekannt, dass er zeitlebens ungeheure Entfernungen zu Fuß zurücklegte). Unschwer erkennen wir auch Biel, seine Schweizer Heimatstadt. Walser erfand gleichsam das reine Erzählen an sich, ohne Gegenstand. Er musste keine Charaktere erfinden, jeder Wald, jedes Zimmer, jeder Passant, erregte seine Aufmerksamkeit und wurde ihm zur Geschichte. Gleichsam wie ein Schweizer Don Quichote gleitet der Spaziergänger durch diesen sonnendurchfluteten Nachmittag in einen Walser-Kosmos voll skurriler Weggestalten und Traumgebilde, bis schließlich in fast metaphysischer Waldesstille der Weg in einem melancholischen Schlussakkord endet. Der Spaziergang (1917) ist eine umfangreichere Prosaarbeit, die zunächst selbständig herauskam (dann überarbeitet in Seeland). Walser, der immer schon ein begeisterter Spaziergänger war, begann in dieser Zeit regelmäßig lange Fußtouren, oft auch Nacht- und geradezu Gewaltmärsche zu unternehmen. In seinen Prosastücken dieser Zeit wechseln solche aus der Sicht des Wanderers, der fremd durch die nahe Fremde geht, sich ab mit spielerischen Aufsätzen über Schriftsteller und Künstler. "Der Spaziergang" ist äußerlich ein kleines Werk, nicht einmal 100 Seiten lang, und handelt lediglich von der Schlenderei durch einen einzigen Tag. Und es ist zugleich ein großes Werk, denn es enthält gewissermaßen das Konzentrat von Robert Walsers zahllosen kleinen Prosastücken, die wiederum den Kern seiner Schriftstellerei ausmachen. Zudem bietet "Der Spaziergang" einen Panoramaschwenk über Walsers spätromantische Lebensauffassung und schafft in einer einzigartigen Mischung verschiedener Jargons und Stile ein schillerndes Sprachkunststück. Inhaltlich passiert nicht viel: Ein armer Poet spaziert einen Tag lang durch das Städtchen, in dem er lebt, und durch dessen Umgebung. Er beobachtet im Vorübergehen und fühlt aus tiefstem Herzen. Er erregt sich über die Unsitten der modernen Zeit und beschwört die Seligkeit der Natur. Er hält kleine, geschraubte Ansprachen und horcht melancholisch in sich hinein. Der heitere Grundton kontrastiert dabei mehrfach mit einem traurigen Befund: Der lustwandelnde Dichter führt offenbar ein bejammernswertes Leben. So war es jedenfalls bei Robert Walser selbst: Der Autor konnte die eigene poetische Heiterkeit immer weniger mit seiner kargen Existenz versöhnen. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in einer Heilanstalt, ohne zu schreiben. Von diesem traurigen Hintergrund abgesehen, ist Walsers Spaziergang ein wahrer Glücksfall für heutige Leser. (Amazon Rezension) Download: ePub (157kB) |