Vom Kirchhofe des Dorfes, ein Viertelstündchen hinauf durch den Tannenwald,
dann lag es vor einem; zunächst der parkartige Garten von alten ungeheueren
Lindenalleen eingefasst, an deren einer Seite der Weg vom Dorf vorbeiführte;
dahinter das große steinerne Herrenhaus, das nach vorn hinaus mit den
Flügelgebäuden einen geräumigen Hof umfasste. Es war früher das
Jagdschloss eines reichsgräflichen Geschlechts gewesen; die lebensgroßen
Familienbilder bedeckten noch jetzt die Wände des im obern Stock gelegenen
Rittersaales.
Das alte Schloss ist der Schauplatz von Storms Novelle um die mutterlose
Anna, die mit ihrem kränklichen kleinen Bruder bei ihrem Vater und Onkel
aufwächst. Anna verliebt sich in den Hauslehrer Arnold, wird jedoch von ihrem
Vater mit einem Höfling verheiratet. Erst nach dessen Tod ist sie frei, kann
ihren Gefühlen folgen und mit Arnold leben. Dieser Neuanfang findet auch
darin seinen Ausdruck, dass Anna sich von dem Familiensitz, dem Schloss,
befreit, indem sie es in die Hände ihres Onkels gibt.