„Fräulein Else“ erschien 1924 und kann neben „Lieutenant Gustl“ als
wegweisend für die Erzähltechnik des Inneren Monologs bezeichnet werden.
Alles, was passiert, wird konsequent in der Innensicht einer Person
dargestellt. In der Novelle „Fräulein Else“ steigert der Autor Schritt
für Schritt Elses inneren Kampf, der zwischen Scham und
Aufopferungsbereitschaft schwankt. Der Inhalt in Kürze: Die 19-jährige Else
erhält in den Ferien in einem italienischen Kurort einen Brief von ihrer
Mutter, der alles ändert. Else soll den Kunsthändler Dorsday, einen Freund
der Familie, um Hilfe bitten. Anfangs handelt es sich um 30.000 Gulden, die
Elses Vater veruntreut hat. Nur Else kann die Familie vor dem finanziellen und
gesellschaftlichen Ruin retten. Dorsday ist einverstanden, unter der
Bedingung, sie eine Viertelstunde nackt anschauen zu dürfen. Das Psychodrama
nimmt seinen tödlichen Lauf.
„Fräulein Else“ ist ein exemplarisches Werk Arthur Schnitzlers. Der Arzt
hat sich früh mit den Schriften Sigmund Freuds auseinander gesetzt und das
Unterbewusste (z.B. auch in der „Traumnovelle) dargestellt.
Gesellschaftskritisch hat er die Zwänge der bürgerlichen Gesellschaft, vor
allem die allgemeine Verunsicherung nach dem Untergang der k. u. k.- Monarchie
und dem Ende des 1. Weltkriegs beschrieben.