Izzy´s freie Bibliothek - Das Erbe der Brantings by Walter Kabel

Das Erbe der Brantings
Autor: Walther Kabel
Herausgeber: Verlag moderner Lektüre G. m. b. H. Berlin
Veröffentlicht: 1929
eBook Ersteller: Zentaurus Thema: Mystery & Detective / Historical
Copyright: Public Domain
Quelle: MobileRead

Inhalt

• Das Erbe der Brantings
• Die Gräber von Maharef

Das Erbe der Brantings

»Es bleibt eine Gemeinheit,« sagte Lücke, und sein Monokel beschlug, weil ihm vor Ärger noch heißer wurde. Er nahm es aus dem Augenwinkel, säuberte es und blickte über die Reling auf die arabische Barke hinab, die Harst hier im Hafen von Aden vorhin in aller Stille gemietet hatte.

Unser Gepäck wurde bereits drunten in der Kajüte dieses vorsintflutlichen Seglers verstaut, und es hieß Abschied nehmen.

»Glauben Sie, daß es mir leicht wird, diesen Abstecher nach Sokotra zu machen und daheim das Weihnachtsfest zu versäumen, lieber Lücke?!« meinte Harst begütigend. »Keineswegs! Ich bliebe wirklich lieber hier an Bord der Sussex mit all seinem Komfort eines schwimmenden Luxushotels, anstatt mich den stinkenden Planken der famosen Omalla anzuvertrauen. Aber der junge Branting hat mich so flehentlich gebeten, ihm zu helfen, hat mir anderseits aber auch strengste Verschwiegenheit zur Pflicht gemacht. Er ist ein so überaus sympathischer Engländer, und seine Schwester Jane, — nun Sie haben Miß Jane von Bombay bis hier nicht gerade vernachlässigt, Sie Ehemann auf Urlaub, Sie!!«

Die Gräber von Maharef

Drei Tage noch, und zwar drei durchaus friedliche Tage, und im Lichte der ersten Sonnenstrahlen lag die Nordwestecke von Sokotra vor uns.

Dieses Kap, San Bedu genannt, ist weit weniger ins Auge springend als das etwas westlichere, fünfzig Meter hohe Klippeneiland Sseel el Heissi, das durchaus schneeweißen Marmorfelsen gleicht: Die zu vielen Tausenden hier nistenden Seevögel haben es mit ihrem Unrat über und über getüncht, und die Dicke dieser Guanoschicht soll stellenweise über fünf Meter betragen. Mit dem Glase konnten wir auch die Gebirgsketten des Innern, die endlosen Wälder und vereinzelte Sandsteppen erkennen. Sokotra hat etwa die Größe der Rheinpfalz, nämlich 180 Kilometer lang und 38 Kilometer breit. Die Bewohner, Araber, Suaheli und Inder, schätzt man auf 12 000, sie sind meist fanatische Moslim. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, daß die Insel einst eine Brücke zwischen Arabien und Afrika bildete, bis vulkanische Einflüsse diese Landverbindung versinken ließen und nur noch Sokotra übrig blieb.