Das vorliegende Buch ist das letzte Werk eines Philosophen, dessen
Denken sich vor allem an der mathematischen Naturwissenschaft geschult
hatte. Dies war auch der Grund, weshalb Schlick als Nachfolger der
Physiker Mach und Boltzmann 1922 an die Lehrkanzel für »Philosophie der
induktiven Wissenschaften« der Wiener Universität berufen wurde.
[…]
Das nachgelassene Manuskript enthält zunächst eine kulturphilosophische
Untersuchung, die von dem Gegensatz zwischen Natur und Kultur ausgeht und
auf diesem Weg eine Antwort auf die Frage finden will, die den Autor
bedrückte und sein Denken vorwärtstrieb: Wie kommt es, daß wir alle an
der Kultur, die doch zur Sicherung und Erhöhung des Menschendaseins
geschaffen wurde, leiden? Wenn sich die Lösung finden, die Ursache der
Kulturleiden aufspüren läßt, so dürfen wir auf deren Behebung oder
Milderung hoffen. Wird diese als möglich erkannt, so steht der Weg zu
einer Neugestaltung der Kultur, zu einer Überwindung der mit ihr
verbundenen Leiden offen. So eröffnet uns das Buch – ähnlich wie die
Kulturphilosophie Albert Schweitzers – den Ausblick auf eine harmonische,
die gesamte Menschheit umfassende Kultur.